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„Juten Tach, wir gastieren gerade bei Ihnen!“

Hier eine Begebenheit, die schon einige Monate zurückliegt und nun in anderem Zusammenhang mal wieder hervorgespült wurde.

Der Bericht handelt von Zirkusleben und Öl. Und auch von Kohle. Aber nun der Reihe nach:

Palimpalim.

„Juten Tach, wir gastieren gerade bei Ihnen!“

„Bitte?“

„Wir gastieren gerade bei Ihnen. Ich komme vom Zirkus, der gerade in der Stadt ist. Als ich einkaufen war, habe ich Ihr Schild gesehen und gleich mal dieses Schreiben hier von zu Hause geholt…“

Der Besucher hielt mir einen gelben Umschlag unter die Nase.

„Das ist ja eine Zustellung.“

„Ja, das ist ein Bußgeldbescheid. Aus Brandenburg. Als wir da gastiert hatten, haben Jugendliche bei uns Unsinn gemacht und Öl ausgekippt. Da gab es jetzt diesen Bußgeldbescheid. Abzocke!“

„Aha. Sie sind viel unterwegs im Jahr?“

„Wir sind praktisch nur unterwegs. Außer im Winter nicht. Da sind wir zu Hause…..“.

„Wenn ich für Sie tätig werden soll, dann müssten wir hin und wieder mal kommunizieren. Also uns besprechen. Oder uns Briefe oder Mails schreiben. Wie sind Sie denn erreichbar?“

„Ich habe eine Handy-Nummer, unter der ich erreichbar bin. Mit Briefen oder E-Mails ist das sehr schwierig, weil wir ja immer unterwegs sind.“

„Ich kann Ihnen also nichts zuschicken?“

„Nein, das ist schwierig.“

„Wenn ich mir die Sache jetzt mal ansehen und bearbeiten soll, hätte ich gerne einen klitzekleinen Vorschuss.“

„Oh, das ist jetzt ganz ungünstig, ich habe gerade gar kein Geld dabei. Legen Sie doch erst mal los und dann schreiben Sie eine Rechnung.“

„Ich denke, dass es mit Post bei Ihnen ganz schlecht ist…..“.

„Öhem, nein nein. Das ist im Grunde doch kein so großes Problem…..“.

„Aha. Haben Sie morgen Zeit und Geld? Dann können Sie gerne wiederkommen, bringen etwas Geld mit und ich sehe mir das Ganze genauer an.“

„Oh, das ist schlecht, weil wir ja morgen schon wieder weiterfahren müssen.“

„Aha, verstehe.“

Ich betrachtete noch einmal den gelben Umschlag. Wenn ich das Gekritzel des Postboten richtig gedeutet habe, war der Brief vor mehr als einem halben Jahr bei der Heimatadresse des Besuchers in Süddeutschland zugestellt worden.

„Haben Sie den jetzt erst bekommen?“

„Den hat mir meine Mutter von zu Hause aus zugeschickt. Da lag er wohl schon ein Weilchen.“

„Ich fürchte, dass ich Ihnen da leider nicht weiterhelfen kann. Vielleicht kann Ihnen ein Kollege am nächsten Tourneeort weiterhelfen. Der möchte aber bestimmt auch einen kleinen Obolus für seine Beratung haben; es wäre hilfreich, wenn Sie dann etwas Geld einstecken hätten.“

„Ja, vielen Dank.“

„Keine Ursache…“

Vielleicht meldet sich ja ein Kollege, der mir mitteilen kann, wie die Sache weiterging. Oder es melden sich Kollegen, bei denen der Besucher schon vorher sein Glück versucht hat.

Ich bin gespannt.

Markentiger

3 Comments

  1. Frage an die Weisheit des Besuchers, wieso braucht der einen Anwalt?
    Bussgeldbescheide und ähnliches scheinen bei ihm ja nicht auf Interesse zu stossen, so etwas wie einen festen Wohnsitz hat er wohl auch nicht und mit Bankkonto ist dann auch schlecht.

  2. Gibt doch bestimmt ne Zirkusbank oder so. Ganz ohne Konto gehts ja heute nicht…

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